San Gil Teil I

27. - 31. Dezember 2012

Nach Ankunft unseres Nachtbusses in Bucaramanga ist unser Schlaf zu Ende; glücklicherweise, denn die Fahrt über die Bergketten und durch den Canyon des Chicamocha Nationalparks ist spektakulär! "Irgenwie müssen wir hier noch einmal hingelangen!", versprechen wir uns. Gesagt, getan. Aber dazu mehr später.

 

In San Gil angekommen, werden wir von den Hostelleuten herzlichst empfangen. Vor zwei Jahren eröffneten der Schweizer, Silvan, und seine kolumbianische Frau, Gimena, dieses nette, saubere Hostel "Le Papillon".

Im bedachten Mercado finden wir uns im Früchte- und Gemüseparadies wieder. Hier kaufen wir ausgiebig Zutaten für unser Abendessen für satte 10.- CHF ein. Nebst kochen und erkunden des Städtchens tun wir heute nicht mehr viel.

 

Am nächsten Tag steigen wir in einen colectivo (Sammelbus) nach Curití. Ohne grosse Erwartungen treffen wir auf ein kleines Kolonialstädtchen, dessen Schönheit uns völlig beeindruckt dastehen lässt. Zu Fuss machen wir uns auf zu den unzähligen Süsswasserpools Pescaderitos. Einige Eindrücke, die wir auf dem Weg dorthin sammeln:

Auf dem Gehweg lassen die Einwohner ihren Kaffee an der Sonne trocknen, vor den Haustüren auf dem schmalen Gehsteig stehen Plastikstühle, auf denen Menschen sitzen und die Vorbeigehenden beobachten, in den Parks sitzen ältere Herren mit ihren typischen kolumbianischen Sombreros und quatschen miteinander, auf den Pflastersteinstrassen spielen Kinder Fangen oder Fussball,...

Nach einem 40 minütigen Marsch treffen wir auf tausende kolumbianische Touristen, die sich im Fluss, seinen Wasserfällen und Pools baden. Viele rutschen mit Pneus vom einen ins nächste Becken oder geniessen lediglich die Sonne in ihrem Schlauchboot. Je weiter den Fluss hoch, desto weniger Leute hat es. Beim einen Becken sind wir sogar alleine. Bis etwa um 17 Uhr plegern wir auf den sonnengewärmten Steinen und kühlen uns im frischen Wasser ab. Anschliessend gibt es einen raschen Marsch zurück nach Curití, um noch vor der Dunkelheit dort einzutreffen.

Was für ein toller Tag!

 

Etwas früher klingelt der Wecker am nächsten Tag. Heute besuchen wir das angeblich "schönste Kolonialstädtchen" Kolumbiens - Barichara. Schon um 9.30 Uhr morgens drückt die Hitze so, dass wir zum Neid einiger kleiner Mädchen ein grosses, leckeres Eis essen. Nach einem Erkundungsspaziergang durchs Städtchen - das seinem Ruf alle Ehre macht - biegen wir in den weitbekannten Camino Real ein. Ein deutscher Wissenschaftler restaurierte diesen antiken Pflastersteinweg von Barichara nach Guane. Drei Stunden lang schlendern wir ins Tal runter, geniessen die Aussicht und die Natur. Zwischen den verhangenen Bäumen finden wir überall versteinerte Muscheln und Ammoniten, was selbstverständlich dazu beiträgt, dass unsere Wanderung länger dauert, als vorgegeben. Die Sonne wird stets kräftiger. Je weiter hinunter ins Tal wir kommen, desto weniger Schatten finden wir. Glücklicherweise dachten wir vor der Abreise an die Kopfbedeckung! Der Wasservorrat (3l !) ist auch schon fast aufgebraucht. In Guane angekommen, steuern wir schnurstracks den ersten kühlen - oh, wie schön - Souvenirshop an, wo wir die Ware äusserst lange betrachten. Etwas heruntergekühlt schleichen wir vampirmässig dem Schatten entlang ins Dorfzentrum und verfluchen für heute jeden weiteren Sonnenstrahl. Im Dorfzentrum knipsen wir schnell ein Foto vom Platz mit seiner Ammonitenverzierung, die es hier in Hülle und Fülle gibt. Um 15 Uhr unterbricht uns das Busgehupe vom gemütlichen Abkühlungsschlürfen und erinnert uns an die Rückfahrt nach San Gil. 

Zurück im Städchen lassen wir uns von einem typischen Restaurant von Vor- und Nachspeisen überraschen - hier wird einfach mal aufgetischt! - und wählen aus drei Möglichkeiten unseren Hauptgang aus.

Im Hostel wird Marias Welt plötzlich schwer, schwerer... Sonnenstich! Somit steht das morgige Tagesprogramm auch schon fest:

 

Chill- und Ruhetag.

 

Am 31. Dezember sind Marias Magen und Kopf glücklicherweise wieder in Ordnung, sodass wir uns prompt ins Abenteuer stürzen: River Raften auf dem Río Suarez!

Dieser ist für seine starke Strömungen (Raftingsufen I-V) bekannt und macht bereits beim Anschauen des Videos Bauchkribbeln. Einige Raftingteilnehmer überlegen sich schon hier, ob sie vielleicht doch besser aussteigen sollten. Alle bleiben mutig und erleben einen zweiten Adrenalinstoss, als uns die Sicherheitsvorkehrungen erklärt werden. "Scheisse, wir sind drin! Es gibt kein Zurück!"

Einmal auf dem Fluss lässt das mulmige Bauchgefühl etwas nach. Die ersten Schwellen waren heftig, aber harmlos. Spaaaaasss nimmt Überhand. Bevor die Wellen grösser werden, machen wir (zwei Boote) Halt bei einer ruhigen Flussstelle. Verschnaufpause? Von wegen! Der Fels an dieser Stelle lässt sich gut hochklettern. Der beste Weg runter von diesem 7m hohen Kliff lässt sich schnell erahnen. Testpilot Pädi machts allen vor. Spring Pädi, spring!

Etwas länger dauert der Start der eigentlichen zweiten Springerin, Maria. Nachdem alle Sicherheitsvorkehrungen abgecheckt und die Sprungposition (Arme eng am Körper) auch mental verinnerlicht wurden, steht dem Sprung nichts mehr im Weg. Doch noch bevor es zum Sprung kommen kann, prescht sich der Fliegende Holländer mit einer missglückten Arschbombe an Maria vorbei. Pflätsch! Autsch, das hat weh getan. Marias zweiter Anlauf glückt obwohl etwas lauter und armtechnisch unkontrollierter als geplant. Woohooooo!

Weiter geht die Fahrt der Stufe V entgegen. Alle freuen sich, bis plötzlich unser Guide ein "mierda, mierda!" von sich gibt. Das vordere Boot ist in der grössten Schwelle stecken geblieben. Keine Panik auf der Titanik, mit einem Putsch retten wir das Boot aus seiner misslichen Lage und alle kommen heil über die Wellen runter. Die stärkste Schwelle von allen (Stufe 5+ bis 6) überqueren wir Teilnehmer per Fussmarsch 200 Meter dem Strand entlang. Nach dem endgültigen Stranden und somit am Ende unserer Adrenalinfahrt erwartet uns ein leckerer Snack mit Getränken. 

Zusammengeschweisst von den heutigen Abenteuern feiert die ganze Rafting Crew gemeinsam Neujahr. Mit Pizza, Stromausfall, massenhaft Trauben (eine kolumbianische Tradition) und Aguaardiente (ebenfalls sehr kolumbianisch) tanzen wir uns ins neue Jahr hinein.