Xela & Tajumulco

5. - 6. Oktober 2012

Nach Ankunft in Xela heisst es gleich ab ins Quetzaltrekkersbüro. Ich bin die letzte in der Runde. Alle Trekker scheinen ihre sieben Sachen bereits gesammelt und gepackt zu haben. Glücklicherweise verfügt das Quetzaltrekkerslager über unzählige Schlafäcke, Winterjacken, Thermomatten, etc. sodass auch für mich mehr als genug Auswahl zur Verfügung steht. Auf 4220 m.ü.M. kann es durchaus auch in Mittelamerika zu arktischen Temperaturen kommen!

Zum Schluss drückt mir einer der Trekkingleiter meinen Anteil des gemeinsamen Gepäcks in die Hand. Wer zu letzt kommt, nimmt was übrigbleibt. Iu, so kommt es, dass der wohl schwerste Rucksack mit der grössten Kochpfanne von mir hochgeschleppt wird. Mit Müh und Not bringe ich meinen 45l Rucksack zu. Etwas einfacher schliesse ich kurz später meine Augen und freue mich auf das bevorstehende Abenteuer - Tajumulco. Der Tajumulco ist mit seinen 4220 Metern der höchste Berg/Vulkan Mittelamerikas.

 

Auf der Ladefläche eines Pickups startet unsere Tour um 4.30 Uhr morgens. Mein Vorsatz, keinen Fuss mehr in die guatemaltekischen Chickenbusse zu setzen, scheitert am Ende unserer Pickupfahrt. Die fröhlich, bunt bemalten Busse sind Teufel im Engelsgewand! Schon eine kurze Busstrecke kann Angsschweissperlen zum Springen bringen.

Schnell werden unsere Rucksäcke aufs Dach eines ehemaligen amerikanischen Schulbus geschnallt und los gehts. Rüttelschüttel, tropf, tropf später treffen wir in San Marcos ein. Hier füllen wir unsere Magen mit Pancakes und einem seltsamen Kaffe-Tee-Getränk. Wie ich später herausfinde, handelt es sich um eine Mischung aus Wasser, Cornflakes-, Mais- und einem weiteren Pulver; ein Getränk, das offenbar Mormonen oft trinken. Bis zum Startpunkt unserer Wanderung sitzen wir zwei weitere Stunden im Chickenbus.

 

Auf unserem ersten Hikestop lernen wir uns als Gruppe kennen. Total sind wir sieben Trekkinteilnehmer begleitet von fünf Leitern. Ganz offensichtlich Nebensaison! In anderen Zeiten können Gruppen von bis zu 40 Trekker zustande kommen.

 

Beim zweiten Zwischenstop wechsle ich schnellstens meine langen Jeans gegen kurze Hosen. Huff, das ist anstrengender als gedacht!

Der aufkommende Nebel versetzt die moosbewachsenen Bäume und die kahle Umgebung einen mystischen Flair. Eine perfektes Ambiente für Gruselgeschichten!

 

Nach unserer letzten Verschnaufpause überfällt mich plötzlich ein seltsames Gefühl. Der Magen drückt, der Kopf pocht, das Herz rasst... Mein Schritt wird langsamer, Übelkeit überfällt mich. Schnell falle ich in der Gruppe zurück und die langsamere Crew holt mich ein. Schwer fällt mir jede Bewegung... Gopferteli, was söll das?! Sogar die Holländer spatzieren wie Gazellen an mir vorbei, kein Schimmer von Höhenkrankheit im Gesicht!

Nur noch 100 Höhenmeter! Nur noch 100 Höhenmeter!

Die Erleichterung nach dem ersten Erbrechen nutze ich aus und kämpfe mich so schnell wie möglich ins Basecamp hoch. Zusammen mit einer anderen Teilnehmerin, der es ähnlich ergeht wie mir, lege ich mich ins Zelt.

Um 3.50 Uhr verabschieden wir uns sehr schweren Herzens von den anderen Trekkers, welche die letzten 100-200 Höhenmeter zur Spitze in Angriff nehmen. Zusammen mit einem Leiter geniessen wir zwei Kranke einen ebenso wunderbaren Sonnenaufgang von Basecamp. Das Nebelmeer bedeckt die tieferliegende Umgebung. Am Horizont sind einzig ein paar Vulkane erkennbar, unter ihnen der gleich ausbrechende Fuego. Welch ein Naturspektakel!

 

Die Wanderung den hangabwärts fällt uns einiges einfacher als beim Hinweg. Mit jedem Schritt runter beruhigen sich Magen und Kopf. Welch Erleichterung!

 

Beim Anstossen in Xela am Abend entscheide ich mich dennoch für Kamillentee. Kurz später taucht Julio mit seiner Carla in der Bar auf. Nach fünf Jahren ist ein Wiedersehen eine riesen Freude! Hier verabschiede ich mich von meinen Trekkingfreunden und steige ins Chrutzli 2. Carla und Julio zeigen mir ihr neues Zuhause und stellen mir ihren zwejährigen Sohn Julio vor. Schmelz!

 

Am nächsten Morgen verabrede ich mich mit Carlos und Julio um 10 Uhr. Da ich die beiden bereits kenne, mache ich mir gar nicht erst die Mühe und schlafe gemütlich aus. Um elf Uhr packe ich meine Sachen und beantworte ein paar Mails. Nach 12 Uhr informiert mich eine der Hosteldamen, dass Besuch für mich vor der Tür stehe. Hab ichs doch gedacht!:-)

 

Nach dem Mittagessen mit den Jungs und Carla machen Carlos und ich uns auf den Weg nach Catarina, seiner Heimat.