San Blas - Cartagena

8. - 14. Dezember 2012

Nach ein bis zwei Stunden Schlaf stehen wir um 5 Uhr morgens abholbereit vor dem Hostel. Wie sich spaeter herausstellt, sind wir nicht die einzigen, die mit Schlafmanko unterwegs sind. Huff, das kann ja mal lustig werden...

Erst werden wir von einem Jeep ueber Holperstrassen und Gebirge an die Karibikkueste zum Wassertaxi gefahren. Dort steigen wir in eine leicht ueberladene "lancha", die uns zu unserem Katamaran "Nacar" vor der Kueste von El Porvenir faehrt.

Im Katamaran werden wir bereit von unserem Kapitaen, Fabian, und seinem 11-jaehrigen Sohn, Estebano, erwartet. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen haben und uns die Sicherheitsvorkehrungen erklaert werden, erhalten wir Zeit zum Schnorcheln und die erste San Blas Insel zu erkunden. Wer am Abend nicht von Quallen verbrannte Stellen hatte, war ein richtiger Glueckspilz.

 

Am naechsten Morgen setzen wir zum ersten Mal Segel an. Nach einer fast stuendigen Fahrt ankern wir zwischen zwei kleinen Inseln. Kurzum besucht uns eine kleine "lancha" mit Eingeborenen, den Kunas, die ihre Artesanias, wie Molas und Armbaendern, verkaufen wollten. Wieder packen wir die Schnorchelausruestung und erkunden das klare Meer. Highlights sind diesmal keine Quallen, sondern grosse Seesterne, Rochen, Meeresschnecken und riesige Muscheln. Die Insel bietet perfekte Sandstraende fuer ein kleines Spass-Weihnachts-Fotoshooting zu fuenft.

 

Die Reise am naechsten Tag dauert etwas laenger. In drei bis vier Stunden legen wir an unserem letzten San Blas Platz Anker an. Waehrend Marina und Maria per Kayak eine der Inseln erkunden, macht sich die restliche Truppe auf Schnorchelerkundung. Nach dem Mittagessen geniessen die beiden Kayakerinnen die Ruhe auf dem Schiff, waehrend die anderen die zweite Insel erkunden.

Alle Abende verliefen bis anhin gemuetlich. Es wurde geredet, gelacht und Bier getrunken. Die Gruppe scheint sich gut zu verstehen. Aehnlich verlaeuft auch dieser Abend.

 

Fuer die letzten zwei Tage/Naechte herrscht ein striktes Alkoholverbot und nach Eibruch der Dunkelheit darf sich aus Sicherheitsgruenden niemand auf dem vorderen Teil des Katamarans aufhalten.

 

Noch bevor wir die Augen oeffnen, ertoent im Bug des Katamarans der Motor. Bis wir an Deck gehen, liegt unser letzter Anlegeplatz bereits weit hinter uns. Je weiter weg wir uns davon entfernen, desto staerker und dichter wird der Swell. Unser doch so stolzes Schiff wirkt ploetzlich ganz klein. Zwei Stunden dauert dieses Auf und Ab. Weil der Wind zudem aus einer fuer uns unguenstigen Richtung kommt, koennen wir Cartagena nicht direkt anpeilen. Stattdessen segeln wir der Kueste Panamas entlang. Vereinzelte Inseln sind in der Naehe des Festlands noch erkennbar.

Die erhoffte Windaenderung trifft ein. Je tiefer das Meer unter uns, desto ruhiger wird der Swell. Trotz eingenommener provilaktischen Medikamenten gegen Seekrankheit bevorzugen die meisten unter uns das vordere Schiffsdeck mit direkter Sicht auf den Horizont. Sogar das Lesen ist erschwerlich. Also sitzen wir den ganzen Tag da und schauen dem Wasser zu. Gelegentlich tauchen Delfine auf! Welch coole Abwechslung!

Am Abend werden Schichtzeiten aufgeteilt. Damit wir selbst etwas segeln lernen und der Kapitaen Kraefte fuer die naechsten 24 Stunden sammeln kann, ueberwachen wir in zweier bis dreier Teams den Horizont, die Windrichtung und die Geraete. Die Navigation ist sicherheitshalber auf Autopilot eingestellt.

Unsere, Patrick und Marias, Schicht beginnt um 21 Uhr. Um diese Zeit liegen alle bereits schlafend in ihren Kajueten - ein Tag lang sitzen macht auch muede...;-)

Bis 23 Uhr verlaeuft alles reibungslos und weit und breit ist kein anderes Schiff in Sicht. Nachdem auch wir bettfertig sind, begeben wir uns in unsere Kajuete. Allmaehlich schlagen die Wellen immer heftiger gegen den Bug und das Achterbahngefuehl im Bauch ist nicht mehr zu verdraengen. Als auch noch das Knacksen der Waende seine Beachtung findet, schnappt sich Maria kurzerhand Kissen und Schlafsack und begiebt sich unter den neugebildeten Massenschlaf auf dem hinteren Teil des Decks. Ploetzlich ertoent ein lautes Geschrei, gefolgt von Gelaechter. Eine riesige Welle rollte ueber das Schiff und ueberraschte alle Schlafenden. Sogar der Kapitaen ist von der groesse des Swells beeindruckt. Als es Paedi zu einsam wird in seiner Kajuete, macht er sich auf die Suche nach Maria. Unter all den im Schlafsack vermummten Schlafenden findet er sie am Tisch sitzen in tiefen Traeumen. Kaum in der Kajuete fluechtet Maria wieder an Deck, bis es der Kapitaen mit sanften Worten zu stande bringt, Maria zu beruhigen. Das Schlafen am Tisch fand damit sein Ende.

 

Der naechste Tag verlaeuft aehnlich wie der erste auf offener See, doch hat man sich schon etwas an den Seegang gewohnt. Aktivitaeten wie lesen oder Yazzy spielen sind nun endlich moeglich!

Gegen Abenddaemmerung hin ruft es zufrieden aus dem Kapitaenssitz: "Wir haben perfekten Wind! In vier Stunden sind wir in Cartagena!"

Kurze Zeit spaeter heisst es: "Mist, der Wind laesst nach... Jetzt muessen wir mit Motor fahren..."

Kaum sind die Worte ausgesprochen und die Segel eingerollt, rumpelt es aus der rechten Motorkammer... und ploetzlich ist es still. Wie koennte es auch anders sein... Einer der beiden Motore ist ausgestiegen! Normalerweise haette dies lediglich zu einer Fahrtsverlaengerung gefuehrt, waere da nicht noch unsere heikle Position zwischen zwei Riffen gewesen. Schweisstropfen laufen dem Kapitaen uebers Gesicht. Konzentriert und aufgrund seines schnellen und gekonnten Handelns meistert er die heikle Situation problemlos. Um 1 Uhr morgens treffen wir in Cartagena, Kolumbien, ein.

 

Nach einem ausgiebigen, letzten Fruehstueck werden wir mit dem "Dingi" (kleines Motorboot) ans Festland chauffiert. Dort angekommen, versucht die 15 koepfige Seegelcrew festen Stand zu finden. Schwankend verabschieden wir uns von einander und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen.

Zusammen mit Marina und Dario suchen wir im historischen Teil der Stadt ein Hostel auf. Von dort aus machen wir eine grobe Altstadtbesichtigung und geniessen ein paar überteuerte "Happy Hour"-Caipirinhas. Lehre daraus: Frage immer im Voraus nach dem Preis!

Mit einem leckeren selbst gekochten Abendessen lassen wir den Tag gemütlich ausklingen.