Salento

von Wachspalmen und Sackmessern

9. - 12. Januar 2013

Die achtstündige Fahrt von Medellín über Armenia nach Salento führt durch wunderschöne Bergtäler. Trotz der tollen Reise erreichen wir Salento ziemlich erschöpft und freuen uns auf das hochgepriesene Plantation House (Hostel). Dort angekommen vernehmen wir, dass unsere Reservation mit der Erklärung "im Moment hat es so viele Touristen" aufgelösst wurde. Na toll! Schliesslich finden wir im Hostel El Jardín ein freies Zimmer, wo wir uns ins wohlersehnte Bett werfen.

 

Am nächsten Morgen bringt uns ein colectivo (Sammeltaxi) ins Valle de Cocora. Hier schliessen wir uns einem Deutschen und Argentinier an und wandern zusammen mit ihnen durch das Tal der berühmten Wachspalmen. Der zweite Abschnitt der Strecke führt durch dichten Nebelwald über unzählige Wackelbrücken. Entgegenkommende sind hauptsächlich Soldaten, der Mainstream läuft aber Berg auf. In der Finca Acaime beobachten wir völlig in Trance versetzt, tausende von bunten Kolibris, die aus den Zuckerwasserschälchen trinken. 

Auf Empfehlung der Fincaleute hin steigen wir den steilen Weg weiter hoch, dem Mirador entgegen. Verschwitzt erreichen wir die "Aussichts-"plattform, die vom Gebüsch komplett überwuchert ist und somit die Aussicht verdeckt. Immerhin haben wir mit diesem Hardcoreaufstieg etwas für unsere Kondition getan... 

An einer Kreuzung auf dem Rückweg verlassen uns die beiden Freunde. Einen weiteren steilen Aufstieg zur Finca La Montaña ist für sie nicht vorstellbar. Schade! Denn diese ist mit Abstand die schönste Wanderung von allen! Plötzlich eröffnet sich vor uns das ganze Tal voller Wachspalmen. Das Licht der späten Nachmittagssonne verleiht der Landschaft eine besondere Stimmung. Einfach traumhaft!

Um 17 Uhr erwischen wir den letzten colectivo zurück nach Salento. Dort angekommen, stossen wir zusammen mit einer Australierin auf das Erlebte an.

 

Der nächste Tag gestaltet sich etwas ruhiger. Heute müssen ein paar wichtige Sachen organisiert und erledigt werden.

Zum Ausklingen klettern wir am späten Nachmittag auf einen Aussichtspunkt. Nebst dem Sonnenuntergang bestaunen wir einen wunderschönen grün-blauen Vogel mit Schweif (Barranquillero Coronado oder auch Blue-Crowned Motmot genannt) und verfolgen diesen wie zwei Paparazzis. 

 

Noch ungesättigt von dieser wunderbaren Landschaft um Salento verlängern wir unseren Aufenthalt um einen Tag und machen eine Wanderung zu der Cascada de Santa Rita. Der Weg führt durch Kaffeeplantagen, über Viehweiden, dem Fluss entlang. Der Wasserfall an sich ist nicht all zu hoch, doch wie das Sprichwort sagt: "Klein, aber fein"

Nach der Rückkehr ins Hostel bleibt uns genügend Zeit zum Kochen und Plaudern mit unserem Freund Jaido. Als Andenken schenkt ihm Pädi sein altes Schweizer Sackmesser, das, wie wir vorzugsweise erst im Nachhinein erfahren, in Zukunft als Kalbskastrierungsskalpell eingesetzt wird. Und dann wird behauptet Latinos seien Romantiker!? Nichts von Cervelat schnätzen und Stöcke schnitzen... 

Wir erinnern uns zurück an Cabo de la Vela, als der süsse 10-jährige Hänsel mit seinen braunen Kulleraugen fragt, ob er "kurz" Pädis Schweizer Sackmesser benutzen dürfe. Na klar! Kurzum verschwindet er im Dunkeln, als plötzlich vom Strand her Jauchzer ertönen. Hänsel kommt zurück. Hinter ihm stäubt der Sand auf und dazwischen... eine Angelschnur. Noch bevor wir hungrigen Touris unsere Bewunderung über Hänsels Riesenfang äussern können, wird der Fisch - neben uns am Tisch - mit dem SCHWEIZER SACKMESSER erstochen. Nach mehrmaligem Zustechen lebt der Fisch jedoch weiter. Zweites Hilfsmittel: ein Stein. Da der Untergrund zu weich ist, lebt der Fisch noch immer weiter. Drittes Hilfsmittel: ein weiterer Stein zum Unterlegen. Als der Fischskopf nun komplett zertrümmert ist und der Fisch definitiv keine Überlebenszeichen mehr von sich gibt, werden ihm mit dem SCHWEIZER SACKMESSER alle Innereien heraus geschnitten und entfernt. 

An diesem Abend ist Maria erstmals froh darüber, dass sie keinen Fisch isst. Auch die anderen plagt ein mulmiges Gefühl. Doch die Essensbestellung wurde an diesem Abend leider schon aufgenommen. 

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